Endlich! Nach zwei Monaten in der Werkstatt durfte ich in den Transport wechseln. Ich freute mich riesig darauf. Die Arbeitskollegen aus der Werkstatt habe ich aber schon ins Herz geschlossen, die vermisse ich. Daher freue ich mich immer, wenn wir mit dem Lastwagen in die Werkstatt müssen.
Ich bin jetzt jeden Tag mit dem Lastwagen unterwegs. Das ist für mich viel spannender. Der Alltag ist abwechslungsreicher, aber auch anstrengender, denn die unregelmässigen Arbeitszeiten sind manchmal schwierig. Es ist eine Herausforderung, um 4:30 Uhr aufzustehen, damit ich um 6:00 Uhr in der Firma bereit bin. Aber daran werde ich mich sicher noch gewöhnen.
Bis jetzt durfte ich meistens mit einem LKW mit Wechselsystem mitfahren. Wir führen beispielsweise Belag, was ich sehr cool finde. Vor allem, weil ich mit Silo aufkippen und Schieber bedienen schon einiges mithelfen kann! Ein paar Mal waren wir auch mit dem Kippaufbau unterwegs, so habe ich ein paar Aufladestellen kennengelernt. Und mit dem Betonmischaufbau ging ich auch schon mit.
An einem Tag, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, holten wir mit dem Kipper in Alpnach Obwalden fünf Tonnen Steine. Wir transportierten sie zum Campingplatz Eichholz in Wabern. Da gibt es eine grosse Baustelle. Die Steine werden zur Wasserverbauung eingesetzt. Mit dem Weg von circa zwei Stunden konnten wir zwei Fuhren an dem Tag machen. Es war schön, so viele neue Ortschaften zu entdecken. Auch fuhr ich zum ersten Mal über den Brünigpass, und erst noch mit dem Lastwagen!
Auf dem Kranlastwagen an einem anderen Tag hat’s mir wiederum nicht so gut gefallen. Wir mussten Baustellenequipment zügeln: Material und Werkzeuge bündeln, mit dem Kran aufladen und am neuen Standort, der nur circa 500 Meter entfernt war, wieder abladen. Dieser Tag war ziemlich anstrengend. So viel Aufwand für eine so kurze Fahrt.
Am Donnerstag habe ich jeweils Schule in Lyss. Wir haben im ersten Semester bereits um 15:30 Uhr aus. Denn die Turnlektionen werden im zweiten Semester zu einer Doppellektion zusammengefasst. Der Unterricht wird immer anspruchsvoller. Letzte Woche gab es einen Test in Berufskunde über die Einteilung der Fahrzeuge. Zudem mussten wir eine Präsentation im Fach Allgemeinbildung machen. Zu zweit haben wir uns bei der Präsentation für das Thema „Arbeiten in der Werkstatt“ entschieden, denn es sollte mit der Praxis zu tun haben. Für die Präsentation mussten wir einen Stummfilm von sechs bis acht Minuten erstellen und dann dazu sprechen.
Nach der Arbeit noch für die Schule zu lernen ist schon manchmal ermüdend. Natürlich ist da noch das Wochenende, an dem ich lernen kann, aber in den Ausgang gehen möchte ich ja ab und zu auch. Ich hoffe, dass ich bald den berühmten goldenen Mittelweg finden werde.
Was hilft: Ich habe schon viele Sachen kennengelernt in der Lehre und war schon auf vielen Lastwagentouren dabei. Es ist ein super Gefühl, wenn du etwas geschafft hast, von dem du zuerst dachtest: „Das kannst du nie!“
Ich wünsche euch allen eine super Zeit und bis bald
Eure Chiara
Chiara Krähenbühl hat im Sommer 2022 eine Lehre als Strassentransportfachfrau begonnen. In der Verbandszeitschrift der ASTAG, dem «STR Magazin», hat sie eine eigene Kolumne. In dieser schreibt sie frisch und unverblümt über ihren Weg hinters LKW-Steuer. Die Beiträge stellen wir Ihnen auch hier zur Verfügung. Viel Spass beim Lesen.